Sonntag, 30. August 2015

Tag 26-30: (wo)men at work

Der Sommer zeigt noch einmal, was er kann. Wir auch: Gemeinsam mit fleißigen Helfern starten wir in den Endspurt der Entkernung. In der vergangenen Woche ging, dank Urlaub, einiges voran. Die Elektroinstallation ist vorbereitet, die Decken sind abgerissen, die Tapetenreste sind fast vollständig von der Wand gekratzt und die alten Wasserleitungen entfernt. Deshalb trifft man in den letzten Tagen - trotz des ein oder anderen Tiefpunkts - recht zufriedene Bauherren an:

Staubmasken machen sich auch als Kopfbedeckung gut

An dieser Stelle ein großes Dankeschön an Thomas & Agnes, die den Großteil ihrer freien Zeit mit uns auf der Baustelle verbringen:

Fräsen im Akkord

Spachteln schon am frühen Morgen 
Auch davon, dass der Abriss gelegentlich weiter geht, als geplant, lassen wir uns nicht den Spaß verderben. Wer hat schon eine Sichtverbindung zwischen Bad und Gästezimmer ;-)


 oder vom Lesezimmer in den Flur:


Bei aller Freude ist aber doch noch eine Menge zu tun und die Zeit drängt. Der Bauantrag ist leider immer noch nicht genehmigt und es heißt Daumen drücken, dass wir einen ebenso schönen Herbst wie Sommer bekommen. Denn sonst wird es knapp für unseren Wintergarten. Nur wenn jetzt alles schnell geht und das Wetter mitspielt, kann er noch in diesem Jahr gebaut werden. Alles andere würde unseren Zeitplan völlig über den Haufen werfen. Aber das haben wir nicht mehr selbst in der Hand. Wir konzentrieren uns auf unsere Aufgaben. Und zumindest auf dem Papier sieht das doch alles schon sehr gut aus:



Dienstag, 25. August 2015

Tag 20 - 25: Unter Strom ...

... steht bei uns im Moment gar nichts mehr. Wir haben die gesamte Verkabelung aus den Wänden entfernt. Das sieht dann folgendermaßen aus:

Unsere Küche im Zustand maximaler Entkernung - fast; der Boden muss noch raus.

Gemessen an den vielen Löchern in den Wänden ist es erstaunlich, dass "nur" diese beiden großen Eimer übrig geblieben sind:

Kabelsalat

Noch erstaunlicher ist es, wie "kreativ" einige Kabel verlegt waren. Die Wege des Elektrikers sind unergründlich:

Nicht mehr im Bild: Der Anschluss für die Lampe links oben

Und am erstaunlichen ist, dass es am Herd keinen größeren Unfall gab:

Glück gehabt

Teilweise war richtige Detektivarbeit gefragt. Nicht immer war gleich klar, woher die Kabel kamen oder wohin sie liefen. Wie bei diesem Exemplar hier:

Der Satellitenanschluss im Wohnzimmer

In den nächsten Tagen wird die Elektrik neu verlegt. Was erst einmal noch mehr Schlitze in den Wänden bedeutet. Das ist aber so ziemlich der letzte Akt in Sachen Zerstörung - danach beginnt der Aufbau. Und dann wird man endlich erahnen können, was im kleinen blauen Haus einmal entstehen soll. Ein Anfang ist in Sicht - eine Ende leider noch nicht.




Mittwoch, 19. August 2015

Tag 16, 17, 18 + 19: Ode an das Brecheisen

Ich gebe zu, da habe ich den Mund etwas zu voll genommen. Zum Oden Schreiben reicht es momentan nicht mehr (und wenn ich ehrlich bin eigentlich nie). Aber dennoch möchte ich die treuen Weggefährten preisen, die uns täglich das Leben erleichtern:

Das Brecheisen



Lang und elegant liegt das Brecheisen in der Hand. Einfach aber effizient gebaut hebelt es alle Bretter aus der Decke. Das Brecheisen kleidet jeden, ob Mann oder Frau, ob jung oder alt. Einmal an sich genommen, möchte man es am liebsten nie mehr loslassen.

Die Spachtel



Klein aber oho! Ob biegsam oder fester gebaut, die Spachtel macht einfach Spaß. Sie schmiegt sich in die Hand als wäre diese nur für’s Spachteln gemacht. Millimeterkleine Leimreste oder meterlange Tapetenbahnen – die Spachtel macht in jeder Situation eine gute Figur. Erhältlich im klassischen Holz-Look oder in der hippen blauen Plastikausführung.

Die Staubmaske


Zentimerterdicke Staubschichten, die immer wieder aufgewirbelt werden. Bauschutt, der kiloweise von der Decke rieselt. Nebelschwaden aus losgelöstem Putz. Nur eine wird ihnen Herr (oder Dame): Die Staubmaske. Ohne sie wären wir längst erstickt. Nebenbei stellt sie alle anderen Accessoires in den Schatten. Modeexperten prophezeien ihr eine glänzende Zukunft und erklären sie schon jetzt zum Must-Have des Herbstes.



Der Zimmermannshammer



Mit ihm verbindet mich etwas ganz Besonderes, entstamme ich doch zumindest namentlich einer „Zimmermanns“-Familie. Perfekt ausbalanciert, mit einem idealen Schwerpunkt erledigt der Zimmermannshammer filigrane Arbeiten, wie das Umschlagen von Nägeln, genauso wie das brachiale Einschlagen des Deckenputzes. Er ist aus unserem Leben schon nach wenigen Wochen nicht mehr wegzudenken.

Der Besen


Der beste Begleiter der Staubmaske ist seit Wochen im Dauereinsatz – und zeigt keine Ermüdungserscheinungen. Ohne Klagen kehrt er Staub, Bauschutt, Stroh, Tapeten und Putz zusammen und sorgt dafür, dass wir die Baustelle überhaupt betreten können. Dort scheint er sich mit seiner Partnerin wohl zu fühlen: Er hat sich bereits vermehrt!



Die Leiter



Erleichtert vor allem uns kleiner gebauten Menschen das Leben ungemein. Ob das neue Alu-Modell mit Halterung für den Eimer (Tapeten einweichen ohne lästiges Auf- und Absteigen ist möglich!!) oder die 60er-Jahre Ausführung in trendigem türkis (auf keiner steht man anmutiger) – man macht immer eine gute Figur. Die Luxusvariante ist aktuell im Treppenhaus fest installiert: ein Gerüst, das selbst die entlegensten Winkel zugänglich macht.




Sonntag, 16. August 2015

Tag 12, 13, 14 + 15: Höhlenmalereien

Wir sind erschöpft:


Zwei Wochen Baustelle liegen hinter uns und die ersten Ermüdungserscheinungen treten ein. Zumindest bei mir!

Zusätzlich gab es am Samstag auch eine Hiobsbotschaft: Die Tapeten sind zwar unten, die Wände können aber im aktuellen Zustand nicht neu verputzt werden. Alle Farb- und Leimreste müssen weg. Und das ist, hat sich gezeigt, noch zeitaufwändiger als das Entfernen der Tapeten. Nachdem uns mehrere Maler und erfahrene Hausbauer bestätigt haben, dass daran kein Weg vorbeiführt (der Trend geht ja zur Drittmeinung), haben wir uns in unser Schicksal gefügt. Und dabei Höhlenmalereien der ersten Hausbewohner entdeckt:

Nach stundenlangem Spachteln kam dieser Hase zum Vorschein
Erstaunlich, was man alles freilegt!
Auch unsere Decken sind immer noch für eine Überraschung gut.


Neben den Holzbrettern, die für viele Lagerfeuer ausreichen werden, kam auch eine Menge Dämm-Material zum Vorschein:


 Sowie stapelweise Kartons:


Gelegentlich kommt auch der ein oder andere Backstein mit runter:


Aber die größte Überraschung war eine wunderschöne Holzdecke:


Wenn sich das Problem der Dämmung lösen lässt, werden wir sie restaurieren und so im Obergeschoss nicht nur an Raumhöhe gewinnen, sonder auch den Charme des alten Hauses bewahren können.

Das sorgt für einen neuen Schub Motivation und nach einem freien Sonntag kann es am Montag - endlich bei angenehmen Temperaturen - weitergehen.





Dienstag, 11. August 2015

Tag 10 + 11: Make some notes

Wir sind im Notizen-Fieber. Man findet sie momentan überall im Haus. Für wen die sind?

Für unseren Maurer:

Die Türstürze werden versetzt

Wir lassen alle Türen „höherlegen“. Denn wir beide passen zwar ohne Probleme durch, aber auch unsere Freunde über 1,85m sollen nicht den Kopf einziehen müssen, wenn sie uns besuchen. Der Vorteil: Danach können wir Türen mit Standardmaßen kaufen und sparen etwas Geld.
Der Durchgang zwischen Küche und Wohnzimmer wird ebenfalls breiter und höher. Das klappt dank eines Stahlträgers, der die Statik sichert. 

Für unseren Installateur:

Auch die Heizkörper bekommen einen neuen Platz 

Ein altes Haus hat alte Rohre. Sehr alte Rohre. Deshalb werden alle Wasserleitungen erneuert. Die Anschlüsse sind ja sowieso an den falschen Stellen, da wir beschlossen haben, aus einem ehemaligen Büro unser Bad zu machen und das ehemalige Bad zur Bibliothek werden zu lassen.
Ebenfalls ein Job für den Installateur: Heizkörper versetzen und Heizungsrohre neu verlegen. 

Für uns:

Hier entsteht für Sie eine Tür

Die Elektroinstallation übernehmen wir selbst. Seit Tagen überlegen wir deshalb, an welcher Stelle Steckdosen, LAN- und Satelitenanschlüsse wohl sinnvoll wären. "Immer ein Anschluss mehr, als man denkt" ist hier die Devise.
Ebenfalls Stoff für lange Diskussionen: Wo sollen zusätzliche Fenster für mehr Licht sorgen? Schlussendlich haben wir uns im Wohnzimmer sogar für eine Tür entschieden. Diese führt dann direkt auf die Treppe, die den Wintergarten mit der Terrasse verbindet. 

Für’s gute Gefühl:


Montag, 10. August 2015

Tag 8 + 9: Ohje, ist die Decke schief!

Nach einem arbeitsreichen Samstag kamen gegen Abend einige Handwerker vorbei, um das Häuschen zu begutachten. Die gute Nachricht: Alles machbar. Die schlechte: Es ist viel mehr vorzubereiten, als gedacht.

Ohne Euch mit Details nerven zu wollen hier ein kleines Best of:

„Ohje, ist die Decke hier schief! Mit so einem Buckel in der Mitte.“

Klopft gegen eine Wand, klopft gegen eine zweite Wand – „Der Putz ist schon ganz schön lose. Da kann ich nicht einfach drüberputzen. Da müssen wir Gewebe dazwischenlegen.“

Der Putz verabschiedet sich

Besorgter Blick: „Wenn wir hier fliesen und dort den Bodenaufbau machen, dann haben Sie aber schon ordentliche Höhenunterschiede im Boden!“

„Ob der Fliesenleger da überhaupt viel machen kann, die Haustür hat ja kaum Spiel, da braucht ihr eine neue.“

„Die Entsorgung von dem Zeug ist teuer. Da ist Asbest drin.“
(Was sich zum Glück als Unsinn herausgestellt hat.)

Kein Asbest, trotzdem schwer zu entsorgen: Heraklith-Platten

Und mein Highlight:

„Vor Ende September, Anfang Oktober können wir hier gar nicht anfangen. So lange braucht ihr mindestens noch, bis ihr das alles vorbereitet habt.“

Denn es hat sich gezeigt: Wir müssen auch alle Dielen entfernen, ebenso wie die Bretter, die von unten an die Deckenbalken genagelt sind. Diese waren offenbar nur dazu da, die Strohmatten zu halten.

Müssen auch runter: Die Bretter an der Decke

Auf diesen Schock haben wir beschlossen, dem Sonntag alle Ehre zu machen und uns einen Tag Pause zu gönnen. 

Donnerstag, 6. August 2015

Tag 6+7: Auf Sand gebaut

Das Stroh liegt hier, weil unser Haus auf Sand gebaut ist. Oder so ähnlich.

Aber seht selbst:

Unser Boden - sieht schlimmer aus, als es ist

Unser Boden!

Das kleine blaue Haus ist mit Fehlböden (auch: Blindböden) ausgestattet. Eine Holzbalkendecke, die mit Dämmmaterial aufgeschüttet wurde. Zur Wärme- und Schalldämmung. (Wobei letztere nicht mehr ganz unseren heutigen Vorstellungen entspricht. Wenn im ersten Stock jemand ordentlich springt, sieht man im Erdgeschoss eine Horde Elefanten vor dem inneren Auge vorbeiziehen...)  

Auf die Balken werden Holzdielen genagelt. In die ich, ganz Pippi Langstrumpf, sehr verliebt bin. Diese Leidenschaft teilen wir uns allerdings nicht. Aber selbst wenn wir in dieser Sache gleicher Meinung wären: Alle Handwerker, die zur Sichtung hier waren, sind sich einig, hier wurde nicht gerade Qualität verbaut. Die Dielen sind leider nicht erhaltenswert. Sie wieder herzurichten, wäre – zumindest aus finanzieller Sicht – Unsinn. Das erleichterte uns zumindest eines: Wir durften sie ohne Rücksicht auf Verluste an einigen Stellen abnehmen, um zu nachsehen, was sich darunter verbirgt. Denn ein Fehlboden ist wie ein Überraschungsei: Spannung, Spiel und ...

... Schokolade haben wir zum Glück nicht gefunden, aber jede Menge Sand! Meiner Meinung nach die bessere Alternative zu Schutt oder Schlacke. Und im Prinzip fühle ich mich damit auch wohl, schlummert doch irgendwo ganz unten immer noch der Oeko in mir. Und mit Sand kann man ja wohl nichts falsch machen?!?!

Im Prinzip. Denn je mehr wir – ok, ich habe mich da bisher vornehm zurück gehalten und weiter an meinen Tapeten gespachtelt – von der Fehlboden-Konstruktion freilegen, desto größer wird meine Angst. Davor, dass wir eines Tages auf die Baustelle kommen und das Haus einfach in sich zusammengestürzt ist. Nur ein paar Balken und ein bisschen Sand, mehr ist da nicht. Eine Betondecke würde meinem Sicherheitsbedürfnis da schon eher entgegenkommen.

Der findet sich tatsächlich in einigen Zimmern im Erdgeschoss. Warum nicht in allen – oder keinen – ist uns ein Rätsel und lässt sich auch nach familiären Nachforschungen („Warum hat Opa das damals so gebaut?“) nicht mehr eindeutig klären. Ich glaube, ihm hat die Vorstellung gefallen, dass sich 60 Jahre später sein Enkel den Kopf darüber zerbricht ;-) Andere sprechen von Geldspar-Gründen. Das finde ich aber nur halb so amüsant.

Die Decke wird abgerissen

Ach ja, das Stroh! Unter die Balken sind Holzbretter genagelt. Darüberliegende, verputzte Strohmatten bilden die Decke. Und die muss runter. In allen Zimmern. Das ist die Aufgabe für das kommende Sahara-Wochenende. Und zur Belohnung dürfen wir am Abend aufs Volksfest!


Bleibt vielleicht noch zu sagen: Fehlböden sind spannend, faszinierend und haben sich sehr lange bewährt. In Sachen Schalldämmung sind sie nicht das gelbe vom Ei und um darauf zu fliesen, sind einige Aufbauarbeiten nötig. Ganz zu schweigen davon, dass unsere Böden natürlich alle krumm und schief sind. Das hat Charme und Charakter, treibt Handwerkern aber die Schweißperlen auf die Stirn und ist mit ein Grund dafür, dass wir nach den Abrissarbeiten nicht mehr all zu viel selbst machen können oder wollen. Wie wir die Boden- und Deckenproblematik lösen, zeige ich euch, wenn es soweit ist.


Mittwoch, 5. August 2015

Tag 4+5: Lost in Waste

Es ist durchaus möglich, dass wir doch im Dreck stecken bleiben. Denn um uns herum wachsen die Müllberge.




Irgendwohin müssen ja die vielen gelösten Tapeten und Türrahmen, die alten Fliesen und Badewannen, die Kloschüsseln und entfernten Wände.

Gestern haben die starken Männer eine Wand eingerissen, von der wir erst gar nicht wussten, dass es sie gibt. Über der Schiebetür-Konstruktion, die Wohnzimmer und Küche bisher voneinander getrennt hat, war eine zweite Mauer eingezogen. So kamen wir unverhofft zu mehr Wohnraum – und gefühlt 20 Tonnen mehr Staub. 

Die Reste der Wand

Wobei das kaum noch etwas ausmacht. Wer uns in diesen Tagen sieht: Wir sind nicht schon jetzt vor Hausbau-Sorgen ergraut, wir bekommen nur den Staub nicht mehr aus unseren Haaren!



Heute haben wir uns einen Tag Baustellen-Pause gegönnt. Weil das Wetter so schön ist, die Arbeit so gut voran geht und weil wir es können ;-)

Ein Rätsel in Sachen Müll gebe ich euch noch mit auf den Weg, dann setzen wir uns mit einem Gläschen Wein dorthin, wo einmal unser Wintergarten stehen wird.

Warum liegt hier eigentlich Stroh?



Auflösung folgt!

Montag, 3. August 2015

Tag 2+3: Die Tapetenflüsterinnen

Ich bin frisch ernannte Tapeten-Chefin. Nicht, weil man mir lieber keine strombetriebenen Werkzeuge in die Hand gibt. Sondern weil ich so unglaublich gut im Tapeten-Entfernen bin. Das ist ja wohl klar!

Als die Welt noch in Ordnung war
Suizidgefährdete Tapeten 

Völlig unbelastet habe ich am ersten Tag der Renovierung im zukünftigen Bad begonnen, die Tapeten von der Wand zu lösen. Eine Bahn nach der anderen. Ohne Anstrengung. In nicht einmal 20 Minuten war nur noch der (glücklicherweise gut erhaltene) Putz an der Wand. Voller Elan und nichtsahnend bin ich weiter ins Büro - auch dort war es, als hätten die Tapeten schon seit Wochen mit dem Gedanken gespielt, ihrem Leben ein Ende zu setzen und sich von der Wand zu lösen. Warum nur schaute mich Cool McCool so mitleidsvoll an? Das war ja nun wirklich keine Herausforderung!

Die Raufasertapete - Unsere neue Todfeindin

24 Stunden später: Die Raufasertapete ist unsere erklärte Todfeindin. Und mit ihr mehrere Lagen geblümter, gestreifter und karierter Tapeten aus den letzten fünf Jahrzehnten. Jahresringe am Baum sind nichts gegen die Tapetenschichten eines 60 Jahre alten Hauses. Die ersten beiden Räume sollten uns milde stimmen und ablenken. In Wahrheit hatten sich die Tapeten längst gegen uns verschworen und gaben ihren Lebensraum nicht kampflos auf.

Welches Jahrzehnt?
Man kann das kunsthistorisch interessant finden (Das Wanddesign verschiedener Generationen an Ort und Stelle vereint) oder romantisch (Ambitionierte Familienväter, trendbewusste Mütter und deren experimentierfreudige Sprösslinge haben sich hier verewigt). Man kann aber auch den Verstand darüber verlieren. Dass ich nachts vom Tapetenlösen träume, scheint mir der erste Schritt in den Wahnsinn. Es ist nur eine Frage der Zeit, wann ich beginne, nachts schlafwandelnd die Wände unserer aktuellen Wohnung mit Tapetenwolf, Spachtel und Spülmittel zu traktieren. Ich habe Cool McCool gebeten, Vorsichtsmaßnahmen zu treffen.


"Ich helfe nicht Menschen, die Probleme mit Tapeten haben, sondern Tapeten, die Probleme mit Menschen haben." 
(frei nach Tom Booker, dem Pferdeflüsterer)

Auf der anderen Seite habe ich dank tatkräftiger Unterstützung (Danke Agnes!) gelernt, mit den Tapeten zu kommunizieren. Mich in sie hineinzuversetzen. Das gelbe Exemplar ist wasserscheu, ihre rosa Schwester hingegen liebt mehrere Tauchgänge. Die Feuerrote ist stur, hartnäckig und unbelehrbar. Ich werde mit ihr nicht warm, nur Agnes kann sie zähmen. Die meisten brauchen mehrere Sitzungen, bis sie ihre harte Schale abwerfen und ihr weicher Kern zum Vorschein kommt. Ist das Eis aber erst einmal gebrochen, sind sie Wachs in unseren Händen.

Die unbelehrbare Rote 

Mein Motto für die nächsten Wochen steht auf jeden Fall fest:
 "Wenn wir nicht im Dreck stecken bleiben, kommen wir gestärkt wieder raus."
(aus: Der Pferdeflüsterer)






Sonntag, 2. August 2015

Tag 1: Projekt Villa Kunterbunt

Wir haben es gewagt – und renovieren ein Haus! Dieses Großprojekt muss in Wort und Bild festgehalten werden, sonst glauben wir es am Ende selbst nicht. Auf diesem Blog möchte ich die Fortschritte auf der Baustelle dokumentieren – für uns, für unsere Familien und Freunde und für alle, die daran teilhaben möchten. Denn am 1. August ging es endlich los.

Unser kleines blaues Haus - von außen schon recht schick! 
Pippi Langstrumpf wird zur Bauherrin

Seit diesem Tag muss der Bauherr damit leben, dass er sich Pippi Langstrumpf an seine Seite geholt hat. Denn zum Haus kamen wir beide, wie die sprichwörtliche Jungfrau zum Kinde. Gerade mal in der ersten gemeinsamen Wohnung bot sich uns die Möglichkeit, ein eigenes kleines Häuschen in unserer wunderschönen Kleinstadt zu renovieren. Baujahr 1956.

Jung, naiv und frisch verliebt (späteres Baujahr) haben wir nicht lange gezögert und die Herausforderung einer Komplettsanierung ohne zu Zögern angenommen. So spontan und risikofreudig wären wir zumindest gerne gewesen. Wer uns kennt, weiß, dass hier zwei Planer und Bedenkenträger am Werk sind. Deshalb entschieden wir uns in der Rekordzeit von etwa acht Wochen für das Projekt. Vor allem eines haben wir dann schnell gelernt: Mit uns treffen Pippi Langstrumpf und Cool McCool aufeinander. Zumindest was den Einrichtungsgeschmack betrifft. Die gute Nachricht: Auch Cool McCool und Pippi können sich einigen. Es dauert nur ein bisschen länger.

Die faszinierende Welt der Dunstabzugshauben

Bis die Mieter das Haus Ende Juli verlassen würden, blieb uns noch eine Menge Zeit für Planungen. Also haben wir Böden verlegt, Wände eingerissen, Küchen eingerichtet, einen Wintergarten gebaut und den Garten angelegt – zumindest im Kopf. Die faszinierende Welt der Dunstabzugshauben, die wunderbaren Gefilde der Badezimmerarmaturen, die schier unendlichen Weiten der Bodenbeläge – überall dort sind wir nun zu Hause. Wenn ich die Augen schließe, sehe ich es schon vor mir: 120 Quadratmeter Wohnfläche, ein offenes Erdgeschoss mit Essecke im Wintergarten, Nussbaumparkett, begehbarer Kleiderschrank und eine eigene kleine Bibliothek nur für mich. (Ja, richtig gehört! Cool McCool baut mir eine Bibliothek!) Wenn ich die Augen öffne, dann sieht es seit gestern so aus:

Das ehemalige Bad - in ferner Zukunft meine eigene kleine Bibliothek.
Der große Muskelkater

Tag 1 der Renovierung ist geschafft – und wir auch. Mit grandioser Hilfe haben wir an nur einem Samstag alle Türen herausgerissen, die Hälfte der Tapeten von der Wand gekratzt ("Mein neuer Todfeind: die Raufasertapete" - coming soon), ein Bad in seine Einzelteile zerlegt und alte Ölleitungen entfernt. Der heutige Tag ist perfekt für den ersten Blogpost: Ich kann keinen Muskel mehr ohne Schmerzen bewegen, das Haus sieht aus wie die Vorhölle und meine Hände, als wäre ich Mitglied im Fight Club. Trotzdem oder gerade deshalb freue ich mich wahnsinnig auf die kommenden Monate. Ein Anfang ist gemacht!


Was man so alles unter Türrahmen findet ...