Als die Welt noch in Ordnung war |
Völlig unbelastet habe ich am ersten Tag der Renovierung im zukünftigen Bad begonnen, die Tapeten von der Wand zu lösen. Eine Bahn nach der anderen. Ohne Anstrengung. In nicht einmal 20 Minuten war nur noch der (glücklicherweise gut erhaltene) Putz an der Wand. Voller Elan und nichtsahnend bin ich weiter ins Büro - auch dort war es, als hätten die Tapeten schon seit Wochen mit dem Gedanken gespielt, ihrem Leben ein Ende zu setzen und sich von der Wand zu lösen. Warum nur schaute mich Cool McCool so mitleidsvoll an? Das war ja nun wirklich keine Herausforderung!
Die Raufasertapete - Unsere neue Todfeindin
24 Stunden später: Die Raufasertapete ist unsere erklärte Todfeindin. Und mit ihr mehrere Lagen geblümter, gestreifter und karierter Tapeten aus den letzten fünf Jahrzehnten. Jahresringe am Baum sind nichts gegen die Tapetenschichten eines 60 Jahre alten Hauses. Die ersten beiden Räume sollten uns milde stimmen und ablenken. In Wahrheit hatten sich die Tapeten längst gegen uns verschworen und gaben ihren Lebensraum nicht kampflos auf.
Welches Jahrzehnt? |
"Ich helfe nicht Menschen, die Probleme mit Tapeten haben, sondern Tapeten, die Probleme mit Menschen haben."
(frei nach Tom Booker, dem Pferdeflüsterer)
Auf der anderen Seite habe ich dank tatkräftiger Unterstützung (Danke Agnes!) gelernt, mit den Tapeten zu kommunizieren. Mich in sie hineinzuversetzen. Das gelbe Exemplar ist wasserscheu, ihre rosa Schwester hingegen liebt mehrere Tauchgänge. Die Feuerrote ist stur, hartnäckig und unbelehrbar. Ich werde mit ihr nicht warm, nur Agnes kann sie zähmen. Die meisten brauchen mehrere Sitzungen, bis sie ihre harte Schale abwerfen und ihr weicher Kern zum Vorschein kommt. Ist das Eis aber erst einmal gebrochen, sind sie Wachs in unseren Händen.
Die unbelehrbare Rote |
Mein Motto für die nächsten Wochen steht auf jeden Fall fest:
"Wenn wir nicht im Dreck stecken bleiben, kommen wir gestärkt wieder raus."(aus: Der Pferdeflüsterer)
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